Rückschau auf den Themenabend im Januar: Archäologie und Bodendenkmalpflege für Laien.

Für den Montag, 28.01.2013, 19:30 Uhr konnten wir Frau Dr. Sabine Mayer aus Regensburg als Referentin bei uns in der Stadthalle in Penzberg begrüßen. Sie ist Archäologin beim Landesamt für Denkmalpflege in Regensburg und hat uns über "Archäologie und Bodendenkmalpflege für Laien" sehr engagiert und fesselnd informiert. Es waren 18 Zuhörer anwesend. Nach einer Definition, worum es bei der Archäologie überhaupt geht und wie das Landesamt für Denkmalpflege organisatorisch aufgebaut ist hat Frau Mayer aufführlich dargelegt, wie sich dies in der Praxis dann gestaltet: So sind zerstörungsfrei Methoden (Luftbilder, Airscans, Geophysik, Feld- und Flurbegehungen, Bodenprospektion, Seismik, Magnetik) einer Grabung vorzuziehen, da jede Grabung den Ort in seiner Beschaffenheit unwiederbringlich zerstört. Das Ausgraben eines Teilbereiches des zu untersuchenden Geländes (ein sog. "Grabungsschnitt") wurde früher von Unis oder wissenschaftlichen Institutionen durchgeführt, heute geschieht sowas meist von professionellen Firmen, die aber dann keine Auswertung der Grabung folgen lassen (diese erfolgt nach wie vor über Unis und mündet oft in Doktorarbeiten). Durch diese Professionalisierung ist die Möglichkeit für Laien, bei einer Grabung mitzuwirken in den letzten Jahrzehnten auch deutlich geringer geworden. Die ermittelten Ergebnisse werden der Öffentlichkeit oft erst Jahre später in Museen und Ausstellungen bekannt gemacht. Wenn jemand ein archäologisches Artefakt findet, so ist dies im Rahmen der Kulturhoheit der Bundesländer, was damit geschieht. In Bayern gehen 50% des Fundes in das Eigentum des Finders über, die anderen 50% in das Eigentum des Grundeigentümers, auf dessen Boden das Artefakt gefunden wurde. Man spricht dabei von einem sog. Schatzfund. Ausdrücklich werden alle aufgefordert, mit offenen Augen durch die Landschaft zu gehen und Auffälligkeiten dem Landesamt für Denkmalpflege zu melden. Das betrifft auch die Mitteilung, dass man entdeckt hat, dass an einer Stelle von Schatzsuchern eine Raubgrabung durchgeführt wurde. Eine Fragestellung, die auch immer wieder zu Unsicherheiten und letztlich zum Verlust von Kulturgut aus dem Bereich der Archäologie führt ist die Kostenfrage: Wird auf einem Grundstück ein Bodendenkmal erkannt oder vermutet, so gilt für die Kostenübernahme das Verursacherprinzip: Beispielsweise erhält der Bauwillige seine Baugenehmigung, muss aber die Kosten für die archäologische Grabung im Vorfeld (bis zu einer gewissen Höhe; sog. Zumutbarkeitsgrenzen) tragen. Als Grundlage zur Ermittlung eines Bodendenkmals mit entsprechenden Auflagen zur archäologischen Grabungsverpflichtung dient in Bayern die Denkmalliste, die aber immer nur ein Hilfsmittel sein kann: wird ein neues Bodendenkmal gefunden, so steht dieses sofort unter Schutz, auch wenn es noch nicht in der Denkmalliste verzeichnet ist. Allerdings sind dabei den Archäologen sehr enge Grenzen gesetzt: Sie müssen innerhalb einer Woche (!) die archäologische Fundstelle dokumentieren und kartografieren). Oft wird angenommen, dass ein Bodendenkmal jedwede Nutzung des Terrains für die Landwirtschaft (Ackerbau und Weidewirtschaft) ausschließt, was aber nicht richtig ist. Hobbyarchäologen müssen die rechtlichen Vorgaben zur Geländebegehung einhalten: Nur in der wachstumsfreien Zeit (Wintermonate) besteht überall ein freies Wege- und Nutzungsrecht für Personen, denen das betreffende Grundstück nicht gehört. Bei den zahlreichen Fragen der Zuhörer ging es u.a. um die Ermittlung, woher der Grundstoff des Artefaktes stammt (Archäometrie): Wie ermittelt man, aus welcher Gegend das verwendete Eisen, Silber, Gold etc. stammt? Hier spielt das Alter des Artefaktes eine wesentliche Rolle: je jünger ein Objekt ist, desto schwieriger lässt es sich bestimmen, da schon früher Recycling betrieben wurde und somit teilweise Metalle aus unterschiedlichen Regionen vermischt wurden. Die Altersbestimmung über die C14-Methode wurde angesprochen: wie sicher ist diese Methode wirklich, da man in den Medien völlig unterschiedliche Meinungen dazu lesen kann? Hier musste auch Frau Mayer zugeben, dass die Zuverlässigkeit dieser Methode sehr schwankt und man somit keine allgemeingültige Aussagen treffen kann, ohne die Rahmenbedingungen für dieses eine untersuchte Objekt zu kennen. Alle, die bei dem Abend dabei waren, werden bestätigen können, dass es ein sehr interessanter Vortrag mit viel Erkenntniswert war. Wer nicht dabei war, aber sich für die von Frau Mayer verteilten Broschüren (ziemlich dick!) interessiert, kann diese zumindest mal bei mir ausleihen, ich habe jeweils eine hier bei mir. Natürlich sind diese auch kostenlos über Frau Mayer zu erhalten.